Wir hatten der Architektenkammer unser INSEK (Integriertes Stadtentwicklungskonzept, Anm. d. Red.) vorgestellt, und dabei kam die Frage auf, wie man mit dem Leerstand auf Haupt- verkehrsstraßen wie der Leipziger oder Werdauer Straße umgehen kann. Dabei hat sich die Oberbürgermeisterin gewünscht,
dass die Architekten Ideen entwickeln, wie die- ses Problem zu lösen ist.
Genau. Die Architekten haben sehr schnell erkannt, dass dieser Auftrag zu begrenzt ist und man diese Straßen nicht isoliert betrachten kann – sondern auch darüber nachdenken muss, wie sich die Stadt allgemein in Zukunft entwickeln wird.
Für sehr realistisch. Diese Vorstellungen decken sich in vielen Punkten mit denen der Stadtver- waltung. Oft ist es nur eine Frage der Zeit und der Umsetzbarkeit. Beispiel Reichenbacher Straße, wo es extrem viel Leerstand gibt: Hier haben wir bereits festgeschrieben, dass nur noch Industrie- und Gewerbeansiedlungen erwünscht sind.
Dort gibt es aber auch Hauseigentümer, die investiert haben und nicht einfach weichen wollen. Aus Sicht des Stadtentwicklers wäre es natürlich schön, wenn Kommunen hier mehr Möglichkeiten hätten, einzugreifen.
Ich meine zum Beispiel, dass man auf Besitzer leer stehender Immobilien, die den Stadtumbau verhindern, auch mit höheren Steuern Druck ausüben könnte.
Ich sehe es als wichtig an, über den Tellerrand des INSEK zu schauen, das sich ja mit konkreten Maßnahmen beschäftigt und eigentlich eine Planung bis zum Jahr 2025 ist. Das Konzept muss alle sechs bis acht Jahre weitergeschrie- ben werden, wird angepasst auf Fördermittel, Landes- und Bundespläne, Stadtratsbeschlüsse und so weiter. Ich sehe Gruppe und Konzept „2050“ sehr positiv, weil man hier frei von all diesen Beschränkungen denken kann. Ich hoffe, dass wir auch die nächsten Jahre noch gut zusammenarbeiten, dass vielleicht sogar noch intensivieren. Diese Form des Vorausdenkens gibt es nicht in vielen Städten.
Zunächst mal ist es wichtig, dass die Ideen nun der Öffentlichkeit vorgestellt und diskutiert werden. Einiges wird spätere Planungen beein- flussen, manches wird sicher auch verworfen. Aber ich halte wenig davon, dafür jetzt Plan- stellen im Rathaus zu schaffen. Das würde
nur Sachzwänge und Abhängigkeiten schaffen, die das freie Denken einschränken.